Vom Gebäude zum Quartier

Mit dem in 2011 vom ehemaligen Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aufgerufenen KfW-Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung“ wurde ein richtungsweisender Schritt getan: Zur Erreichung der ehrgeizigen Klimaschutzziele der Bundesrepublik Deutschland steht jetzt nicht mehr nur die energetische Sanierung des Einzelgebäudes im Fokus, sondern auch das Quartier.

Bundesziele

Die energetische Erneuerung der Städte wird seit langem gefordert und steht seit Anfang 2010 als ein Hauptziel auch im Energiekonzept der Bundesregierung. Jedoch bleibt es bislang auf Grund der auf Einzelgebäude ausgerichteten Förderpraxis bei eher „zufälligen“ Einzelmaßnahmen, die gesamtstädtisch nur eine geringe Effizienz aufweisen und nicht in ein übergeordnetes quartiersbezogenes Konzept integriert sind.

Bereits seit 2008 wird gemäß der Kommunalrichtlinie des Bundesministeriums die Erstellung kommunaler, gesamtstädtischer Klimaschutzkonzepte für alle klimarelevanten Bereiche einer Kommune im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) finanziell unterstützt. Zur Erreichung der Klimaschutzziele bis 2020 bzw. 2050 sind allerdings weitere Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in den Kommunen dringend erforderlich.

Eine nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik zieht sich als Querschnittaufgabe durch fast alle Bereiche, angefangen von der Stadtplanung, Verkehrsplanung über den Versorgungsauftrag bis hin zur Bewusstseinsbildung. Dabei wird für die energetische Stadterneuerung ein großer Handlungsbedarf und überdurchschnittliches Energieeinsparpotenzial vor allem im privaten Gebäudebestand gesehen. Denn bundesweit sind über 75 % des Wohnungsbestandes vor 1978 und damit vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung errichtet worden. Studien zeigen, dass rund 28 % und somit ein Drittel des Energieverbrauchs in Deutschland durch private Haushalte erzeugt wird. Aufgrund dessen rücken Selbstnutzer und private Vermieter zukünftig noch stärker in den Fokus der energetischen Stadtsanierung.

Energie- und Klimafonds

Die Energiewende in Deutschland setzt an vielfältigen Stellschrauben an. Eine davon ist die energetische Stadtsanierung, bei der vor allem der umfangreiche Bestand an Gebäuden in den Blickpunkt einer energetischen und klimaschonenden Stadtentwicklung gerückt wird.

Die Gestaltung und Finanzierung der energetischen Stadtsanierung wird zu großen Teilen durch den Bund, insbesondere das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie durch die Länder, die Kommunen und die kommunalen Betriebe übernommen.

Seit 2010 steht für die Umsetzung der Energiewende ein zusätzliches Instrument zur Verfügung. Durch die Einrichtung eines Sondervermögens aus finanziellen Überschüssen der Energiewirtschaft wird der „Energie- und Klimafonds“ gespeist. Dessen Mittel kommen u. a. auch für die energetische Stadtsanierung zum Einsatz. Die Mittel werden für die unmittelbare Unterstützung von konkreten privaten Maßnahmen, bspw. Förderungen der KfW, sowie für konzeptionelle Grundlagenarbeit und strategische Umsetzungsbegleitung ausgegeben. Dies bezieht sich auch auf die Förderung von integrierten Quartierskonzepten und eines anschließenden energetischen Sanierungsmanagements als Umsetzungsbegleitung.

Hier gelangen Sie zur Seite der Bundesregierung zum Energie- und Klimafonds:

>> Energie- / Klimafonds

KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“ (Nr. 432)

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat über die KfW-Bank das Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung“ – als Bestandteil des Energiekonzepts der Bundesregierung vom 28.09.2010 – aufgestellt. Mit dem Programm sollen nun vertiefende integrierte Quartierskonzepte zur Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude und der Infrastruktur sowie zum sinnvollen Einsatz erneuerbarer Energien entwickelt und umgesetzt werden.

Ziel ist es, die Nutzer des Quartiers auf die Möglichkeiten eines umweltbewussten Zusammenleben aufmerksam zu machen und mit ihnen zusammen Projekte zu realisieren, die langfristig den Energiebedarf des Quartiers senken und eine Steigerung der Wohnumwelt und der Lebensqualität innerhalb des Stadtteils bewirken.

Eine weitere Zielstellung des Konzeptes ist, ein zusammenhängendes, räumlich abgegrenztes Quartier zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu entwickeln, die die Energie- und CO2-Einsparung und den Klimaschutz beispielhaft für diesen Stadtteil voranbringen. Die Maßnahmenplanung soll darüber hinaus die energetischen mit städtebaulichen und funktionalen Aspekten verknüpfen – ein integriertes Quartierskonzept. Das Ergebnis ist ein quartierbezogenes, fortschreibbares, energetisches Konzept zur Verbesserung der Energieeffizienz und städtebaulichen Aufwertung des Quartiers.